15. Die Taufe
Die Taufe
Durch die Taufe bekennen wir unseren Glauben an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und geben Zeugnis, dass wir für die Sünde tot sind und entschlossen, ein neues Leben zu führen. Damit erkennen wir Christus als Herrn und Erlöser an, werden seinem Volk hinzugefügt und als Glieder seiner Gemeinde angenommen. Die Taufe ist ein Sinnbild für unsere Gemeinschaft mit Christus, für die Vergebung unserer Sünden und für den Empfang des Heiligen Geistes. Sie wird durch Untertauchen vollzogen auf das Bekenntnis des Glaubens an Jesus Christus und als Zeichen der Reue über die Sünde. Ihr geht Unterweisung in der Heiligen Schrift und Annahme ihrer Lehren voraus. | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 15
Alles, was Recht ist
Johannes der Täufer betrachtete es als eine Zumutung, als Jesus zu ihm an den Jordan kam, um von ihm getauft – das heißt, im Wasser untergetaucht – zu werden, rief er doch die Menschen zur radikalen Umkehr in Vorbereitung auf den kommenden Messias auf.
Und nun stand dieser selbst vor ihm! „Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ (Matthäus 3,14 GNB) Doch Jesus ließ sich nicht beirren: „Lass es so geschehen, denn wir müssen alles tun, was Gott will.“ (Matthäus 3,15 Hfa) In seinem Leben ging es Jesus stets darum, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (EB) – so der Grundtext wörtlich –, anders gesagt: alles zu tun, was recht ist vor Gott.
Gegen dieses Argument war Johannes machtlos. Es liefert bis heute eine unschlagbare Begründung: Wenn Jesus seine Taufe als notwendig erachtete, wie viel mehr Grund haben dann wir, uns ebenfalls taufen zu lassen, um den Willen Gottes zu erfüllen!
Doch welcher Sinn steckt hinter dem Ritus der Wassertaufe? Handelt es sich dabei um ein Wundermittel, das jeden heilt, der damit in Berührung kommt? Offenbar nicht. „Zur Zeit des Propheten Elischa gab es viele Aussätzige in Israel; aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman“, erklärte Jesus (Lukas 4,27 GNB). Ein Tauchbad im Jordan besaß ebenso wenig magische Kräfte wie die Berührung Jesu durch die Menschen, die ihn umdrängten. Was aber war es dann, was den Ausschlag gab, ob eine Heilung erfolgte oder nicht? Jesus war sich sicher: „Dein Glaube hat dir geholfen“, sagte er zu der Frau, die eine Quaste seines Gewandes berührt hatte (Lukas 8,43-48). Glaube macht also den Unterschied!
Nur der Glaube zählt
Das Wasser der Taufe besitzt keine geheimnisvolle Kraft, die uns von der Krankheit der Sünde heilt, sobald wir davon benetzt werden. Ebenso wenig ist der begleitend erklärende Satz: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ eine religiöse Zauberformel, die der Taufe kraft ihres Vollzugs (ex opere operato) eine bindende Wirkung verleiht.
Eine solche sakramentale Vorstellung kennt die Bibel nicht. Stattdessen erklärt sie: „Wer zum Glauben kommt und sich taufen lässt, wird gerettet. Wer nicht glaubt, den wird Gott verurteilen.“ (Markus 16,16 GNB)
Nicht die unterlassene Taufe führt somit ins Verderben, sondern das fehlende Vertrauen in die Heilstat Jesu.
Man begehrt die Taufe, man erleidet sie nicht. Man kommt selbst zur Taufe (Markus 1,5) und wird nicht zum Wasser hingetragen. In der Taufe antworten wir freiwillig und bewusst auf den Ruf Gottes (Jesaja 43,1-4), die Einladung Jesu (Matthäus 9,9) und das Werben des Heiligen Geistes (Offenbarung 22,17). Jede Art von Zwang – sei er körperlich, seelisch oder nur moralisch – widerspricht dem Charakter Gottes und dem Geist des Evangeliums. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Christianisierung ganzer Völker durch die Katholische Kirche und die europäischen Mächte oder das Ertränken der sogenannten „Wiedertäufer“ in der Reformationszeit. Es hat ebenso Geltung in den Freikirchen, in denen Kinder und Heranwachsende häufig wie selbstverständlich „eingemeindet“ werden.
„Was hindert mich …?“
Wenn es aber entscheidend auf den Glauben ankommt und nicht auf den bloßen Ritus, dann gehört zur Taufe stets der persönliche Wunsch eines Menschen, der das Evangelium gehört und angenommen hat und sich die Frage stellt: „Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?“(Apostelgeschichte 8,36 GNB)
Einem solchen „Taufbegehren“, dem eine eigene Entscheidung für Jesus Christus und das Leben mit ihm zugrunde liegt, steht nichts im Weg. Dabei kommt der Taufunterweisung eine bedeutsame Rolle zu, bildet sie doch die Voraussetzung dafür, dass jemand die Botschaft vom Heil verstehen und annehmen kann (Apostelgeschichte 8,35).
Zur inneren Vorbereitung auf die Taufe gehört auch ein angemessenes Verständnis über den eigentlichen Sinn und Zweck dieser Handlung. Dreißig Mal äußert sich das Neue Testament zur Bedeutung der Taufe und bringt dabei zehn verschiedene Dimensionen des Taufritus zur Sprache. Diese finden in der frühchristlichen Praxis des Untertauchens ihre angemessene Ausdrucksweise. Spätere Formen – das Begießen, Besprengen oder Benetzen mit Wasser –, wie sie in vielen Kirchen üblich sind, können den Bedeutungsreichtum der Taufe nur bedingt zum Ausdruck bringen.
Ich bin so frei!
Mit der Taufe öffnet sich die Tür zum Leben mit Gott! Wer das buchstäblich am eigenen Leib erlebt und wie Jesus den Zuspruch Gottes „Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter …!“ in der Taufe erfahren hat, wird diesen Augenblick wohl nie mehr vergessen. Ein solches Tauffest ist so ergreifend wie die Geburt des eigenen Kindes, wie eine Begnadigung vor Gericht oder die Einbürgerung in ein neues Heimatland.
Johann Jakob Rambach (1693-1735) – Professor der Theologie in Halle und Gießen – kleidete seine tief empfundene Dankbarkeit und Freude über die Taufe in folgende Worte: „Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist. / Ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt. / Ich bin in Christus eingesenkt, ich bin mit seinem Geist beschenkt.“