11. Wachsen in Christus
Wachsen in Christus
Durch seinen Tod am Kreuz triumphierte Jesus über die Macht des Bösen. Er, der während seines irdischen Dienstes die dämonischen Geister unterwarf, hat ihre Macht gebrochen und ihren endgültigen Untergang besiegelt. Jesu Sieg verleiht auch uns den Sieg über die bösen Mächte, die uns immer noch beherrschen wollen. Jetzt können wir mit Jesus in Frieden, Freude und der Zusicherung seiner Liebe leben. Der Heilige Geist wohnt in uns und gibt uns Kraft. In beständiger Beziehung zu Jesus als unserem Retter und Herrn sind wir befreit von der Last vergangener Taten, den dunklen Seiten unseres früheren Lebens, der Angst vor bösen Mächten, von Unwissenheit und Sinnlosigkeit. In dieser neuen Freiheit mit Jesus sind wir berufen, zu wachsen und ihm ähnlicher zu werden. Dies geschieht in der Gemeinschaft mit Gott im Gebet und seinem Wort, in der täglichen Andacht, im Nachdenken über seine göttliche Führung, im Singen von Lobliedern, in der Versammlung im Gottesdienst und durch die Mitwirkung am Missionsauftrag der Gemeinde. Während wir unseren Mitmenschen in Liebe dienen und die Erlösung durch Christus bezeugen, verwandelt seine beständige Gegenwart im Geist jeden Augenblick und jede Aufgabe in eine bereichernde Erfahrung mit Gott. | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 11
Vom Minus zum Plus
Unser Wachstum beginnt nicht erst mit der Geburt, sondern im Augenblick der Zeugung. Von diesem Moment an gibt es keinen Stillstand mehr. Winzige Zellen teilen und vermehren sich, Glieder werden geformt, Organe beginnen ihre lebenswichtige Funktion aufzunehmen. Eines Tages erblickt das Kind das Licht der Welt – nicht nur für die Mutter ein anstrengender und schmerzhafter Vorgang. Und trotz aller medizinischen Fortschritte bleibt die Geburt stets risikoreich. Der Übergang aus dem geschützten Dunkel des Mutterleibes ins grelle Tageslicht markiert einen entscheidenden Moment im Leben eines jeden Menschen.
Nicht weniger dramatisch und Staunen erregend ist die Veränderung, die sich vollzieht, wenn jemand aus dem Dunkel seines alten Lebens in das Licht der Liebe Gottes tritt. Jetzt heißt es allerdings nicht, einen geschützten, warmen Raum zu verlassen, um sich der rauen und kalten Wirklichkeit zu stellen. Stattdessen vollzieht sich ein radikaler Wechsel von der Nacht zum Tag, vom Minus zum Plus, vom Tod zum Leben. Gott will, dass wir frei sind – frei von äußeren und inneren Ketten: frei von Schuld, die quälend auf dem Gewissen lastet; frei von Süchten, die die Gesundheit zerstören; frei von Abhängigkeiten, die uns dem Willen anderer gefügig machen; frei von der Last der Erinnerung an erlittenes Unrecht, die uns in die Opferrolle (und Täterrolle!) zwingen will; frei von der Furcht vor finsteren Mächten, die uns bedrohen. Die Liste der Tyrannen ist lang, die Folgen ihrer Untaten verheerend.
Paulus wusste um die Existenz dieser äußeren und inneren Mächte, denen kein Mensch aus eigener Kraft erfolgreich Widerstand leisten kann. Deshalb mahnte er: „Werdet stark durch die Verbindung mit dem Herrn! Lasst euch stärken von seiner Kraft! Legt die Waffen an, die Gott euch gibt, dann können euch die Schliche des Teufels nichts anhaben. Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen. Wir kämpfen gegen unsichtbare Mächte und Gewalten, gegen die bösen Geister, die diese finstere Welt beherrschen.“ (Epheser 6,10-12 GNB) Hierbei handelt es sich nicht nur um Sprachbilder, sondern um erlebbare und erlebte Wirklichkeit.
Jesus wusste sich von Gott gesandt, „den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Misshandelten soll ich die Freiheit bringen“ (Lukas 4,18 GNB). Im Leben und Sterben, im Tod am Kreuz und in der Auferstehung offenbarte der Sohn Gottes seine Herrschaft. Weil er über alle Mächte und Gewalten triumphierte (Kolosser 2,15), können auch wir es (Römer 8,37-39). Trinker werden trocken, Gotteslästerer fromm, Ehebrecher treu, Süchtige werfen Nadel oder Kippe weg, Mutlose und Geängstigte finden Hoffnung, von okkulten Mächten und dämonischen Geistern Gebundene werden frei, ehemalige Mörder verwandeln sich in Missionare der Liebe.
Die Macht des Bösen ist gebrochen, Frieden und Freude ziehen ins Leben ein. Wiedergeburt aus Gott. Das Leben hat noch einmal begonnen! „Denn er hat uns aus der Gewalt der dunklen Mächte gerettet und uns unter die Herrschaft seines geliebten Sohnes gestellt. Durch den Sohn und in dessen Machtbereich ist uns die Erlösung zuteil geworden: Unsere Schuld ist uns vergeben.“ (Kolosser 1,13-14 GNB)
Leben heißt wachsen
Jetzt fängt das Leben erst richtig an. Wer den Tod hinter sich gelassen hat, will nie mehr ins alte Sein zurück, das von Unwissenheit und Sinnleere durchsetzt war. Nun heißt es, einen neuen Lebensstil finden, eingefahrene Denkmuster ersetzen, lebensfördernde Gewohnheiten einüben, in Christus wachsen, geistlich erwachsen werden. Das „Leben im Geist“ überwindet selbstsüchtige Wünsche und sündige Neigungen (Galater 5,16-26). Gott will uns zur vollen Reife führen und uns zu mündigen Christen machen (Epheser 4,13.14). Jesus ist nicht nur unser Heiland, sondern auch unser Herr. Deshalb fragen wir bewusst nach seinem Willen für unser Leben, lassen uns von ihm sagen, was (nicht) gut für uns ist. Dabei verändern sich Denken und Fühlen, das Wollen und sogar der Geschmack. Was uns früher einmal in den Bann zog, kann uns heute nicht mehr reizen; was einst langweilig war, fesselt nun die Aufmerksamkeit.
Geistliches Wachstum – in der Bibel auch „Heiligung“ genannt (2 Korinther 7,1; 1 Thessalonicher 4,1-8; Hebräer 12,14) – ist ein lebenslanger Prozess. Er erfordert Geduld und Ausdauer; Geduld mit uns selbst, weil das Vergangene immer wieder aufbrechen und uns in alte Bahnen zwingen will, und Ausdauer beim schrittweisen Erlernen neuer Wege.
Dabei nützt es wenig, wenn wir auf die eigenen Fehler und Schwächen schauen; das entmutigt uns nur. Vielmehr sollen wir „aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Hebräer 12,1.2). Nicht das ängstliche und gebannte Starren auf die tödlichen „Schlangen(bisse)“ rettet uns, sondern der vertrauensvolle Blick auf den am Kreuz erhöhten Christus, der die Sünden- und Todesmacht besiegt (4 Mose 21,4ff.; Johannes 3,14.15) und uns „die Kraft seiner Auferstehung“ gegeben hat (Philipper 3,10). Bei diesem „Aufsehen zu Jesus“ werden wir selbst nach und nach „in sein eigenes Bild verwandelt“, sodass wir ihm immer ähnlicher werden und immer stärker seine Herrlichkeit widerspiegeln“ (2 Korinther 3,18 EÜ). „Wachsen in Christus“ ist keine bloße Option, sondern Gottes ausdrücklicher Wille. Er hat es versprochen und er wird es auch tun.
Deshalb kann Paulus sagen: „Ich bin ganz sicher: Gott wird das gute Werk, das er bei euch angefangen hat, auch vollenden bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus kommt.“ (Philipper 1,6 GNB)